In Ausgabe 12/2013 hat die Stiftung Warentest einen großen Test von Schlitten, Rodeln und Bobs durchgeführt.
Deshalb will ich dir an dieser Stelle die Testsieger zeigen, aber auch kritisch die Vorgehensweise analysieren.
Die Testsieger bei Stiftung Warentest
Von den 12 getesteten Schlitten, Bobs und Rodel teilen sich zwei die begehrte Auszeichnung als Testsieger.
Dabei handelt es sich zum einen um den Graf Family Flizzer, einen sehr gut steuerbaren Rodel.
Neben einer soliden Verarbeitung zeichnet er sich durch vorbildliches Abschneiden im Belastungstest aus.
Dafür erhielt dieses leider nicht so preisgünstige Modell die Gesamtnote Gut (1,8).
Für erheblich weniger Geld bekommt man mit dem Kathrein Tourenrodel ein ähnlich gutes Produkt.
Der Rodel bietet ein ausgezeichnetes Fahrgefühl und einen sehr bequemen Gurtsitz.
Wie der Graf Family Flizzer bekam auch der Kathrein Rodel die Gesamtnote Gut (1,8).
Testmethodik
Die 12 Modelle wurden hinsichtlich der folgenden Kriterien beurteilt:
- Fahren (50% der Gesamtnote):
„5 erfahrene Rodler“, darunter ein Kind, zwei Frauen und zwei Männer, beurteilten auf einer präparierten Rodelpiste Fahrgefühl allein bzw. zu zweit, Steuern, Bremsen, Gleiten und Stoßdämpfung. Zusätzlich wurden der Bremsweg und die Gleitgeschwindigkeit gemessen. - Sicherheit und Stabilität (30%):
Festigkeitsprüfungen und Falltests bei Temperaturen von -25 Grad Celsius sowie hohe Belastungen der Zugvorrichtung geben Aufschluss über die Stabilität und Lebensdauer. Darüber hinaus erfolgt eine Beurteilung der Verarbeitungsqualität im Hinblick auf scharfe Kanten und spitze Ecken. - Handhabung (20%):
Die „erfahrenen Rodler“ gaben ebenfalls eine Beurteilung für den praktischen Umgang (Montieren, Transportieren, Aufbewahren usw.) ab.
Ohne Abonnement lassen sich auf der Website der Stiftung Warentest nur wenig Informationen abrufen. Für Abonnenten stehen hier die im monatlich erscheinenden Magazin veröffentlichten Ergebnisse zum Download bereit.
Kritische Beurteilung
In vielen Produktkategorien, beispielsweise Staubsauger oder Waschmaschinen, sind die Testberichte der Stiftung Warentest sehr hilfreich, um eine Kaufentscheidung zu treffen.
Doch beim aktuellen Schlittentest ist der praktische Nutzen für den Verbraucher eher gering.
- Ein erster Kritikpunkt ist die Auswahl der Testprodukte. Üblicherweise verwendet die Stiftung Warentest die Absatzanalysen von Marktforschungsinstituten, um die am häufigsten gekauften Produkte zu bestimmen. Für den Test aktueller Rodel, Bobs und Schlitten wurden die Modelle allerdings „exemplarisch ausgewählt“, das heißt, nach dem Zufallsprinzip. Damit gingen viele der am meisten gekauften Holzschlitten oder Bobs gar nicht in die Beurteilung ein.
- Ein weiterer Kritikpunkt ist die Beschränkung auf 5 Testpersonen. Diese geringe Stichprobengröße lässt persönliche Präferenzen einer Testperson sehr stark auf das Endergebnis durchschlagen.
- Ebenfalls zu kritisieren ist die Beschränkung auf eine maschinell präparierte Piste. Dadurch werden bestimmte Schlittentypen bevorteilt, beispielsweise die im Test als Sieger ermittelten Rodel. Doch wie wäre der Rodel Test ausgegangen, wenn diese auch im Tiefschnee geprüft worden wären?
- Schließlich ist auch die übermäßige Gewichtung des Bremswegs kritisch zu sehen. Einige Modelle im Test wurden durch schlechte Bremsleistungen kategorisch abgewertet. Diese Modelle verfügten im Gegensatz zu allen anderen über Bremshebel, die dann ausschließlich zum Bremsen benutzt wurden. Niemand kam wohl auf die Idee, dass man bei einem Kunststoffbob auch in Sekundenbruchteilen die Füße in den Schnee stemmen kann – wie bei allen anderen getesteten Rodel und Schlitten.
Gut dagegen gefällt der große Wert, der auf die technische Sicherheit und Stabilität gelegt wird.
Die niedrigen Temperaturen von 25 Grad unter Null entsprechen zwar nicht dem, was man bei einer „normalen“ Schlittenfahrt erleben wird. Dennoch, viele Rodel oder Bobs verbringen im Winter unter Umständen auch Nächte im Freien, und da kann es so kalt werden.
Deshalb ist es begrüßenswert, dass die Festigkeit von Materialien auch bei diesen arktisch kalten Temperaturen überprüft wird.
Was könnte die Stiftung Warentest bei einem erneuten Rodel, Bob und Schlitten Test besser machen?
Die angesprochenen Kritikpunkte zeichnen ein klares Bild, wie eine deutlich bessere Vorgehensweise aussehen könnte.
Idealerweise werden dabei nicht vollkommen unterschiedliche Schlittentypen in einen Topf geworfen, sondern ausschließlich untereinander verglichen. Denn jeder Typ hat seine spezifischen Vor- und Nachteile.
Beispielsweise können Kinder mit einem Kunststoffbob auf einer kurzen, unpräparierten Piste viel Spaß haben. Niemand würde auf die Idee kommen, sich mit einem solchen Bob eine olympische Skiabfahrt hinunterzustürzen.
Dagegen würde sich wohl auch niemand einen Rodel für 300 Euro kaufen, nur um damit seine 3-jährige Tochter einen kurzen Hang hinunterfahren zu lassen.
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